Montag, 25. Dezember 2017
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Lido di Venezia
Ein Reisebericht von Herbert Paulis
Fotos Robert Michl, Ulrike Paulis, Herbert Paulis

Trotz einer eher trüben Wettervorhersage fand sich am 6.10.2017 eine kleine Gruppe Unerschrockener zusammen, um gemeinsam für dieses Jahr den Sommer zu verabschieden. Wie leider oft in letzter Zeit hatten die Meteorlüg-, ähm, Meteorologen für das Wochenende ziemlich schwarz gemalt und viele, die ursprünglich ihr Kommen zugesagt hatten, zogen dann doch vor, in Wien und Umgebung im schlechten Wetter sitzen zu blieben. Doch ein Häufchen Verwegener ließ sich nicht beirren und studierte alle Wetterberichte sehr genau, um dann die Entscheidung zum „Go“ zu fällen.
Ursprünglich war geplant, dass wir mit zwei Flugzeugen starten, aber nachdem unsere Gruppe nur noch aus fünf Personen bestand, gönnten wir der PA-32 Cherokee ein freies Wochenende und schwangen uns alle in die Beech Baron B-58 von Doris Valentin und Robert Michel, die auf den liebevollen Namen „Jeany“ hört (als kleine Hommage an den großen Falco). Jeany hatte uns allesamt schon sicher durch deutlich schlechteres Wetter getragen als diesmal vorhergesagt und nachdem in unserer Gruppe von fünf Leuten vier Piloten waren, davon zwei sogar IR-rated, waren alle bester Dinge.
Tatsächlich stellte sich das Wetter dann en-route als deutlich besser dar als erwartet und nahezu lupenreine VFR-Bedingungen begleiteten uns bis zum Lido. Ein paar turbulenten Wacklern entflohen wir einfach in FL110 und so war es ein angenehm ruhiger Flug mit Sonnenschein und einem leichten Tailwind, der Jeany zu Spitzenwerten von weit über 240kts GS auflaufen ließ. Gerade mal bei der Ankunft am Lido stand ein kleines Regenwetter vor uns, das Robert aber mit einer Rechtskurve elegant ausbremste (sein Kommentar dabei war allerdings nicht druckreif) und uns so sicher wieder auf den Boden brachte. Nachdem der Flugplatz zwar noch offen, aber nicht mehr besetzt war, wurden wir von Padua Information schon sehr frühzeitig mit „Cleared to land, report on ground“ quasi „vorverabschiedet“ und landeten sanft auf der Piste 05 des Aeroporto Nicelli auf dem Lido di Venezia.
Zum Glück mussten wir nicht durchstarten, denn gerade in dem Augenblick schob sich ein „schwimmender Gemeindebau“, ein mächtiges Kreuzfahrtschiff aus der „Stars of the Seven Seas“-Serie mit beachtlichen 56m Höhe, vor das Ende der Landebahn. Man kann verstehen, dass diese Schiffe sich in Venedig nicht gerade großer Beliebtheit erfreuen, denn sie überragen die Silhouette der Altstadt um ein Beachtliches und sind so ein mäßig schöner Anblick, von allen ökologischen und nautischen Problemen einmal abgesehen.
Nachdem Jeany gut versorgt war, erreichten wir nach kurzem Fußmarsch unser Hotel, machten uns frisch und stürzten uns auf die kulinarischen Freuden Italiens. Robert hatte gleich ums Eck das „Ristorante Favorita“ auserkoren und wir schwelgten in Kompositionen von Pasta und Meeresfrüchten, bis wir nicht mehr konnten. Auch der Wein und der Grappa waren vom Feinsten und so ging der erste Abend spät, aber sehr lustig irgendwann dann doch zu Ende. Selbstredend waren wir die letzten Gäste, die das Lokal an dem Abend verließen.
Der Samstag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen und so machten wir uns nach dem Frühstück mit einem Tagesticket für die Vaporetti ausgerüstet daran, Venedig zu erkunden. Vorbei an engen Gässchen und Kanälen und über etliche Brücken (Venedig hat 398 davon) bestaunten wir Gondeln, die alten Gebäude und Geschäfte. Nach einem leicht missglücktem Mittagessen (offensichtlich hatte man auf unsere Bestellung vergessen und wir mussten dann dringend weg zum Nachmittagsausflug, O-Ton Doris: „Jetzt haben wir um 200€ kein Mittagessen gehabt!“) brachen wir zu einer geführten Ausflugstour auf. Mit dem Boot ging es zuerst nach Murano zur Glasmanufaktur, wo wir einem Meister seiner Kunst dabei zusehen durften, wie er in wenigen Minuten eine bunte Glasvase zauberte). Wir tasteten uns vorsichtig durch den Shop, um nur ja nichts kaputt zu machen, ein paar kleinere Souvenirs wurden erstanden, bevor es weiterging.
Auf der Insel Torcello konnte man zwei alte Kirchen mit einzigartigen Mosaiken und Gemälden besichtigen, danach ging es weiter zur Insel Burano, in die wir uns sofort verliebten. Wunderschöne Gebäude in allen Farben, im Gegensatz zur Altstadt von Venedig bestens erhalten und gepflegt, entzückende Geschäfte und gemütliche Bars und Restaurants luden zum Verweilen ein. Leider ging unser Boot schon nach 50 Minuten wieder zurück, und so blieb nach einem mehr oder weniger kleinen Einkauf von Souvenirs, Nudeln und Limoncello (unsere liebe Doris geriet in einen wahren Kühlschrankmagnetenkaufrausch…) keine Zeit mehr übrig. Es wurde der einstimmige Beschluss gefasst, diese Insel bei einem unserer nächsten Besuche auf eigene Faust länger und ausführlich zu erkunden.
Zurück auf dem Markusplatz stellten wir fest, dass es praktisch unmöglich ist, in Venedig am Samstagabend ohne Reservierung Platz in einem Restaurant zu bekommen. Nachdem auch einige Vaporetto-Linien außerhalb der Saison (bloß Touristen haben in Venedig scheinbar immer Saison) nicht besonders lange am Abend Betrieb hatten, fuhren wir zurück zum Lido, reservierten Plätze in einem Restaurant dort und luden erst einmal unsere Schätze im Hotel ab, bevor es zum Essen ging. Anschließend ließen wir in einer kleinen Bar gemütlich den Abend ausklingen und diskutierten bei viel Gelächter die Ereignisse und Missgeschicke des Tages (etwa, dass manchmal auch italienische Köche keine Nudeln kochen können oder dass es eher unvorteilhaft ist, wenn man sich mitten in der Nacht ziemlich spärlich bekleidet aus seinem Hotelzimmer aussperrt und dann den Nachtportier im Adamskostüm um einen Reserveschlüssel bitten muss…). Aber schließlich heißt es ja nicht umsonst, „good judgement comes from experience, unfortunately, experience comes from bad judgement“.
Sonntag Früh brachen wir nach einem gemütlichen Frühstück zum Flugplatz auf, da der einstimmige Beschluss gefasst wurde, das Wochenende mit einem guten Mittagessen in Portorož zu beschließen. Im Gegensatz zu Freitagabend war ganz schön was los auf dem Flugplatz, Hubschrauberrundflüge und trainierende Flugschüler sorgten für regen Flugbetrieb. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, die Gebühr für Landung und zwei Nächte Parken für eine Zweimot über 2t MTOW betrug 87€, wurden Gepäck und Passagiere verstaut und es ging ab nach LJPZ. Ein kurzer Flug entlang der italienischen Küste vorbei an bekannten Orten wie Jesolo, Caorle und Grado, alle mit jahreszeitlich bedingt leeren Stränden, dann bogen wir nach rechts ab in Richtung VICKY Point und Piran. Der Wind war gut zu uns und Doris konnte straight in auf der Piste 15 von Portorož landen.
Bei strahlendem Sonnenschein gaben wir uns dann auf der Terrasse des Fischrestaurants Ribic kulinarischen Genüssen in Form einer üppigen Fischplatte sowie Pastagerichten mit Shrimps bzw. karnischem Speck hin, während wir den Kitesurfern zuschauten, die mit wirklich hohen Geschwindigkeiten durch die Bucht flitzten. Oktopus, Shrimps, Tintenfisch und Jakobsmuscheln sowie Wolfsbarsch waren vorzüglich und wurden von aromatischem gegrilltem Gemüse begleitet. Aus Solidarität mit unseren Piloten verzichteten alle diesmal auf den dort sonst ebenfalls vorrätigen guten Rotwein, was aber der Stimmung in keiner Weise abträglich war.
Mit dem Taxi waren wir im Nu zurück am Flugplatz, wo schließlich auch Jeany ihr Futter in Form von 400l Avgas bekam und so waren alle gestärkt für den Heimweg. Auch am Rückflug war das Wetter schön, durchgängig VFR, nur ein paar Wolken mussten umflogen werden. Bloß kurz vor dem final descent nach Vöslau in der Gegend von Pinkafeld sandten uns ein paar in der Gegend herumstehende finstere Wolken (un)freundliche Grüße in der Form von kleineren Turbulenzen, die sich aber in erträglichen Grenzen hielten und in der Hauptsache bloß als störend für das Fotografieren erwiesen. Staunen machten uns aber ein paar Heißluftballone, die mutig weit im Osten in großer Höhe unterwegs waren und wo es allen an Bord sicher ziemlich kalt gewesen sein muss.
Die in Vöslau angekündigten Gusts von 30kt hatten glücklicherweise keine Lust aufzutreten, als wir ankamen und so konnte uns Doris sanft und sicher wieder auf den Boden bringen. Nachdem Jeany einer gründlichen Wäsche unterzogen wurde, nahmen wir noch einen kleinen Abschiedstrunk im Flugplatzrestaurant Pegasus, bevor alle wieder in ihre Autos stiegen und sich auf den Heimweg machten, zufrieden und glücklich über ein wunderbares, spannendes und ereignisreiches Wochenende. Robert hatte wie immer einen perfekten Ausflug organisiert, schade nur, dass so wenige Freunde und Kollegen diesmal dabei waren. Leute, ihr habt echt was versäumt!
vor etwa 7 Jahren
·
#280
aha das kann schon sein. Dann pack sie einfach in eine zweite Nachricht bzw Antwort
LG Axel der Aerotekt
vor etwa 7 Jahren
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#278
Hallo Axel,
Danke für Dein Feedback. Leider oder GsD sind nur 15 Bilder möglich - jetzt sind einige (meiner Meinung nach sehr tolle) Bilder auf der Strecke geblieben. Das macht jedoch ncihts, selber erleben ist die Alternative.
@ nächstes Mal - ich habe den Ausflug nach Polen in den Kalender eingetragen. Seht ihr den nicht, hab ich da was falsch gemacht ?

LG Robert
vor etwa 7 Jahren
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#274
PPS: das vorletzte Bild ist wunderschön!
Schade, dass in dem Augenblick, wo Du abgedrückt hast, grad dieses hässliche Kreuzfahrtschiff ins Bild gefahren ist.

LG Axel der Aerotekt
vor etwa 7 Jahren
·
#273
Servus Robert,
danke für den tollen, und vor allem ausführlichen Bericht!
Im Gegensatz zu mir (als Administrator - ja ich schäme mich eh furchtbar) hast Du sofort überzuckert, wie man Photographien direkt in den Bericht stellst...

LG Axel der Aerotekt

PS: wohin fliegen wir das nächste Mal?
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