Sonntag, 11. Juni 2023
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Von der AOPA Germany: Ein Kommentar zu den jüngsten Übergriffen von Klimaaktivisten von AOPA Präsident Prof. Dr. Elmar Giemulla

Nötigung, Sachbeschädigung, Eingriffe in den Straßen- und Luftverkehr – wie geht es weiter? Werden demnächst Banken überfallen zur Finanzierung eines höheren Zwecks? Sind Klimakleber und Flugzeugbeschädiger mit einer Art höheren Weisheit ausgestattet, die sie dazu berechtigt, Straftaten zu begehen, weil sie von dem Grundverständnis getragen ist, dass alle anderen noch nicht gemerkt haben, was die Stunde geschlagen hat?

Von der Notwendigkeit des Klimaschutzes muss man heute keinen mehr überzeugen. Die Klimaaktivisten unterliegen der Verblendung, dass sie die einzigen sind, die vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Und wenn es so wäre – dann ist es jedenfalls eine kontraproduktive und geradezu groteske Überzeugungsstrategie, andere Leute bei ihren dringenden Tagesaufgaben zu behindern oder Schaufenster, Kunstwerke und Flugzeuge mit Farbe zu beschmieren. Vom Recht auf Selbsthilfe Gebrauch zu machen, wagt kaum ein Betroffener, weil die Szenen von „Passanten“ (Mediensprech), d.h. von anderen Aktivisten gefilmt werden und am Ende nicht die Rechtsverletzer, sondern womöglich diejenigen bestraft werden, die nichts anderes tun, als sich zu wehren.

Wer sich am Montagmorgen um 10:00 Uhr auf die Straße setzen kann, lebt nicht von seiner Hände Arbeit; er lebt von genau denjenigen, die er mit seinen Aktionen von der Arbeit abhält. Glauben diese verirrten Menschen wirklich, sie würden damit für die angeblich von ihnen vertretene Sache Sympathien erwecken? Soviel Verquastheit kann man selbst ihnen nicht zutrauen. Also, was wollen sie dann wirklich oder – zumindest – was bewirken sie damit?

Die Antwort ist: Wut, Verzweiflung. Abneigung und – was das Schlimmste ist: Verlust des Vertrauens in den Rechtsstaat. Die Justiz beginnt zwar zögerlich, angemessene Reaktionen zu entwickeln, wird aber gleichzeitig von Politikern und Parteienvertretern mit Beschwichtigungsgerede wieder entmutigt. Ist das wirklich nur ziviler Ungehorsam, der zu einer offenen Gesellschaft dazugehört? Nein! Ungehorsam ist etwas anderes. Mit Ungehorsam verweigere ich Weisungen oder entziehe mich Erwartungen. Hier wird aber proaktiv und organisiert angegriffen. Kann man allen Ernstes einen Angreifer als „ungehorsam“ bezeichnen? Ist ein Bankräuber „ungehorsam“?

„Aber wir sind doch keine Kriminellen!“ hört man einen Sprecher in den Nachrichten vermelden. Bestimmt neuerdings der Straftäter selbst, ob er ein Straftäter ist?

Oder sind das alles etwa „Straftäter de luxe“? Sind es gar Widerstandskämpfer, die sich in perfider Aneignung einer ehrenvollen Tradition gegen einen Staat und ein System wenden, das beseitigt werden muss? Wenn die Gesellschaft das konzediert, gibt es kein Halten mehr. Leider gibt es Anzeichen hierfür: Keine erkennbare und eindeutige Gegenwehr, sondern Ritterschlag durch Empfang beim Verkehrsminister. Werden demnächst Bankräuber vom Finanzminister empfangen und Reichsbürger von der Innenministerin? Werden demnächst vielleicht Absprachen mit Clans getroffen, sich über die Weihnachtsfeiertage mit Einbrüchen zurückzuhalten?

Die Klimaaktivisten gehen ganz offensichtlich strategisch vor: Zuerst wurde Aufmerksamkeit und Aufregung erzeugt, der nächste Schritt war ihre offizielle Anerkennung durch einen Empfang beim Verkehrsminister und der weitere Schritt ist allem Anschein nach der Versuch, die Sympathien der Bevölkerung zurückzugewinnen. Wodurch? Ganz einfach: Durch Umlenkung des Angriffs auf die „Reichen“. Kein Zufall, sondern Raffinesse. Durch das Beschmieren der Schaufenster von sog. Luxusgeschäften erregt man zumindest keinen Volkszorn. Und die Beschädigung von Luftfahrzeugen mag manche sogar freuen. Jetzt endlich sind die wahren Übeltäter ausgemacht! Die „Reichen“ gesellen sich zu den „alten weißen Männern“ hinzu. Ob reich oder arm – das waren ja bisher diejenigen, die für alles verantwortlich zu machen sind. Von „alten weißen Frauen“ hat man übrigens noch nie etwas gehört – und von „alten weißen Diversen“ schon gar nicht. Obwohl doch ansonsten von dieser Klientel immer so sehr auf die „gerechte“ Sprache geachtet wird. Damit zeigt die Aktivisten ihr wahres Gesicht. Sie missbrauchen ein Thema, das völlig unumstritten ist, um eine zerstörerische Stimmung zu erzeugen, um mit dieser Stimmung die Bevölkerung weiter zu entsolidarisieren und um am Ende den Rechtsstaat selbst in Gefahr zu bringen. Wenn hier nicht Einhalt geboten wird, werden als nächstes Scheiben zu Bruch gehen: „Kauft nicht bei Klimaschädlingen!“

Die Vorschläge zur Einführung der Diktatur liegen ja bereits auf dem Tisch: Klimaräte, deren Mitglieder ausgelost werden. Wie demokratisch! Werde ich demnächst also gegen meinen Willen ausgelost? Nein, natürlich nicht! Ausgelost wird aus einem Personenkreis, der sich freiwillig meldet, also im Wesentlichen aus dem Kreis der Klimaaktivisten selbst. Und die Beschlüsse dieser Räte gelten dann mehr als diejenigen eines pluralistisch zusammengesetzten Parlaments? Na, das war´s dann wohl. Sind wir wieder soweit?

Wehret den Anfängen! Freiheit und Wohlstand sind kein Naturgesetz, wie man in weiten Bereichen unseres Planeten leider feststellen muss. Sie sind wertvolle Güter, die hart und immer wieder erkämpft sein wollen. Sie als selbstverständlich hinzunehmen und zudem noch ihre Urheber zu beschimpfen, mag man noch als Zeichen von Verwöhntheit und Naivität abtun. Sie aber aktiv und aggressiv zu bekämpfen, ist eine Eskalation, die nicht länger hingenommen werden darf. Es geht schon nicht mehr darum, den Rechtsstaat vor Brandstiftung zu schützen. Er brennt bereits!

Zum Hintergrund:

Ein Flugzeug vom Typ Cessna 525 CitationJet CJ1+ mit österreichischer Zulassung ist am 6. Juni 2023 vormittags auf dem Flughafen Sylt durch Aktivisten der „Letzten Generation“ mit oranger Farbe besprüht worden. Die insgesamt 5 Aktivisten hatten sich zuvor mit Bolzenschneidern durch den Flughafenzaun Zutritt zum Vorfeld verschafft. Auch die Triebwerksabdeckungen wurden gezielt entfernt, um massiv Farbe direkt in die Düsen einbringen zu können. Die auf Bildern sichtbaren Beschädigungen an Triebwerken, Zelle und Fenstern legen nahe, dass sich der Schaden nahe am Flugzeugwert bewegt. Farbe des selben Farbtons wurde auch beim Anschlag auf die Piper Aztec am Flughafen BER verwendet, die sich leider nicht durch Reinigen entfernen ließ, sondern eine neue Lackierung notwendig machte.

Positiv für die Klimaaktivisten: Sie gingen offenbar nicht ins Gefängnis, sondern abends nach Hause. Polizei und Justiz prüfen offenbar noch, ob es sich überhaupt um Sachbeschädigung handelt.

Quelle: https://aopa.de/2023/06/07/es-geht-um-den-rechtsstaat/
vor etwa 1 Jahr
·
#4323
Ja, leider fehlt eine Diskussion oder Stellungnahme von den Vertreter der allgemeinen Luftfahrt hierzulande völlig, und sicher auch unter Piloten. Lieber läßt man einer kleinen, radikalen Minderheit gewähren ohne irgendeiner (sachlichen, verbalen) Gegenwehr.

Hier auch noch ein Auszug aus einem sehr interessanten Artikel von Jan Brill im Pilot & Flugzeug:

...
Der böse Feind: Ein Privatjet! Aber wozu wird der gerade verwendet? Um Superreiche zum Kaviaressen auf die Luxusjacht zu fliegen? Oder ein lebensrettendes Spenderorgan zum Empfänger zu bringen? Oder ein Unternehmen unter Zeitdruck zu sanieren? Oder einen kranken Menschen der dringend notwendigen Behandlung zuzuführen? Tja, liebe „Letzte Generation“ – man sieht‘s dem Teil halt leider nicht an. Deshalb Vorsicht – der nächste Flieger, den Ihr fluguntauglich macht, könnte weitere Überraschungen bringen.
Die Aztec ist ein Kolbenflugzeug, das aus einer Zeit stammt, in der die Menschen recht optimistisch der Ansicht waren, ihr Leben und den Planeten durch Technik, Wissen und Vernunft verbessern zu können. Konstruiert in den 1950er-Jahren ist das langsame Flugzeug mit hoher Zuladung vor allem in unwegsamen Weltgegenden und auf unbefestigten Pisten zuhause. Durch den Transport von Gütern bis in den letzten Winkel des Planeten hat die gute alte PA-23 in ihren verschiedenen Modellvarianten mehr zur Verbesserung der menschlichen Existenz beigetragen, als es die Straftäter der Letzten Generation jemals erhoffen könnten.
Inzwischen ist die Aztec nur noch selten im gewerblichen Einsatz, ihre Aufgaben nehmen heutzutage meistens einmotorige Turboprops wie z.B. die Caravan oder Kodiak wahr.
Sehr vereinzelt werden Aztecs noch von Enthusiasten betrieben. Für sachkundige Menschen ist das dann etwa so, wie wenn man einen alten Bully auf der Straße sieht – schöne, aber überholte Technik, die viel zum Aufbau unseres Wohlstands beigetragen hat.

Bei der Frage, wie umweltfreundlich ein Flug von Dänemark nach Berlin mit einem solchen Flugzeug ist, kommt es stark auf die Betrachtungsweise an.
Sieht man nur das Transport-Intervall, dann verbraucht die Aztec deutlich mehr Kraftstoff als eine Bahnfahrt und geringfügig mehr als eine Autofahrt.
Stellt man eine Gesamtbetrachtung inklusive Herstellungsaufwand an und berücksichtigt, dass das Alu der Aztec nur einmal, nämlich vor rund 50 Jahren, verhüttet wurde, während in der Zwischenzeit unzählige Autos für diese Transportaufgabe hergestellt und verschrottet wurden, sieht das Flugzeug auf einmal ziemlich gut aus. Und wenn Rohstoffverbrauch in die Betrachtung mit eingeht, brauchen wir ein modernes Elektrofahrzeug erst gar nicht zu berechnen.

Wendet man sich von der engen Energie- und CO2-Betrachtung ab und bezieht Faktoren wie Landschaftsverbrauch, Bauaufwand oder Flächenversiegelung mit ein, dann steht der Flieger noch besser da.

Wir sehen: Mit der Fragestellung bestimmt man maßgeblich die Antwort. Eine letzte Wahrheit nach dem Motto: Aztec – böse, Bahnfahrt – gut kann man ehrlicherweise nicht geben.

Zusammenfassend kann man festhalten: Mit dem Kolbenflugzeug durch Europa zu fliegen liegt in einer Gesamtbetrachtung der Umweltverträglichkeit völlig im Rahmen anderer üblicher Aktivitäten wie Autofahren, Reitsport, Wassersport, Bergwandern oder Tennisspielen.

Aber selbst wenn die Letzte Generation sich ein Minimum an Kenntnissen angeeignet hätte und zumindest einen Kolbenflieger von einer PC-12 und die von einem Jet hätte unterscheiden können, hätte man mit ziemlicher Sicherheit die Falschen getroffen.
Denn ein klassischer Jet, der auf dem Vorfeld in EDDB steht, ist mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Ambulanzflieger, der einen Patienten verlegt oder ein Organ vom Spender zum Empfänger bringt. Das geht aufgrund unserer Biologie halt nur zügig und da ist das Flugzeug oftmals der einzige Weg, um schlicht und einfach Leben zu retten.

Dass die ganze Kategorie vom „exzessiven Luxus der Superreichen“ aber auch für andere Bereiche der GA komplett am Thema vorbeigeht, zeigt die kurze Betrachtung eines Lesers, der seinen Jet für klassische Transportaufgaben im Unternehmen einsetzt.

Der Unternehmer transportiert keine wichtigen Ersatzteile und auch keine kranken Menschen. Er betreibt eine klassische Investmentfirma. Auch wenn es sich dem ökonomisch beschränkten Horizont der Klima-Marxisten nicht erschließt, er nimmt damit eine der wichtigsten Aufgaben in unserem Wirtschaftssystem war. Nämlich bei hohem eigenen Risiko sicherzustellen, dass Geld – viel Geld – richtig, also produktiv eingesetzt wird.
Im Beispiel geht es um die 100%-Beteiligung an dem weltweit führenden Hersteller einer kritischen, technologisch sehr anspruchsvollen Komponente von Motoren, die mit nachhaltigen Rohstoffen betrieben werden (Bio-Alkohol, Biogas usw.). Motoren mit dieser Komponente finden sich unter anderem in Nutzfahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs (aka Busse) und in dezentralen Stromversorgungen (Gensets) vor allem für den südamerikanischen Markt.

Das Unternehmen hatte Probleme in der Fertigung und Effizienz, die zeitkritisch waren und seine Existenz hätten bedrohen können. Der Investor hat dafür Sorge getragen, dass sie mit einem spezialisierten Beratungsingenieur, mit dem er schon oft zusammengearbeitet hat und von dem er wusste, dass er das binnen einiger Wochen oder Monate in den Griff bekommt, gelöst werden konnten.

Das Unternehmen sitzt am Ende der Welt, in Amal/Schweden. Dort ist es einer der größten (wenn nicht der größte) Arbeitgeber – viele Jobs gibt es in der Gegend nicht. Der Produktionsfachmann mit seiner Infrastruktur (Know-how, Datenauswertung, IT) sitzt in der Nähe von Paderborn. Der Investor in oder nahe München. Der Berater konnte das Mandat nur übernehmen, wenn er nicht ein bis zwei Reisetage zusätzlich zu jedem Arbeitstag vor Ort aufwenden musste, denn er hatte zwei andere große Projekte zu derselben Zeit und eigentlich keine Kapazität mehr frei. Und bei dem Unternehmen brannte die Hütte.

Ich weiß nicht, ob die Klima-Marxisten sich das vorstellen können. Viel Zeit in der Industrie oder in den Ingenieurwissenschaften haben sie ja augenscheinlich nicht verbracht. Aber so ist das nun mal im richtigen Leben. Es gibt Leute die können einfach etwas, das andere nicht können. Und es gibt Situationen, da braucht man genau diese Leute vor Ort.
...

Quelle: https://www.pilotundflugzeug.de/artikel/2023-06-06/Die_allerletzte_Generation
vor etwa 1 Jahr
·
#4322
Was für ein exzellent formulierter, geist- und inhaltsreicher artikel zu einem aktuellen Thema !!

Wie erbärmlich nehmen sich dagegen die zweizeiligen selbstverliebten plattituden oder fallweisen copy & paste Beiträge in den Foren des österr. Pendants dieser IV aus.

Leider vermisse ich auch in diesem forum seit langem eine inhalts- und geistreiche Diskussion wozu auch immer.

Mit fliegergruss
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