Ja, leider fehlt eine Diskussion oder Stellungnahme von den Vertreter der allgemeinen Luftfahrt hierzulande völlig, und sicher auch unter Piloten. Lieber läßt man einer kleinen, radikalen Minderheit gewähren ohne irgendeiner (sachlichen, verbalen) Gegenwehr.
Hier auch noch ein Auszug aus einem sehr interessanten Artikel von Jan Brill im Pilot & Flugzeug:
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Der böse Feind: Ein Privatjet! Aber wozu wird der gerade verwendet? Um Superreiche zum Kaviaressen auf die Luxusjacht zu fliegen? Oder ein lebensrettendes Spenderorgan zum Empfänger zu bringen? Oder ein Unternehmen unter Zeitdruck zu sanieren? Oder einen kranken Menschen der dringend notwendigen Behandlung zuzuführen? Tja, liebe „Letzte Generation“ – man sieht‘s dem Teil halt leider nicht an. Deshalb Vorsicht – der nächste Flieger, den Ihr fluguntauglich macht, könnte weitere Überraschungen bringen.
Die Aztec ist ein Kolbenflugzeug, das aus einer Zeit stammt, in der die Menschen recht optimistisch der Ansicht waren, ihr Leben und den Planeten durch Technik, Wissen und Vernunft verbessern zu können. Konstruiert in den 1950er-Jahren ist das langsame Flugzeug mit hoher Zuladung vor allem in unwegsamen Weltgegenden und auf unbefestigten Pisten zuhause. Durch den Transport von Gütern bis in den letzten Winkel des Planeten hat die gute alte PA-23 in ihren verschiedenen Modellvarianten mehr zur Verbesserung der menschlichen Existenz beigetragen, als es die Straftäter der Letzten Generation jemals erhoffen könnten.
Inzwischen ist die Aztec nur noch selten im gewerblichen Einsatz, ihre Aufgaben nehmen heutzutage meistens einmotorige Turboprops wie z.B. die Caravan oder Kodiak wahr.
Sehr vereinzelt werden Aztecs noch von Enthusiasten betrieben. Für sachkundige Menschen ist das dann etwa so, wie wenn man einen alten Bully auf der Straße sieht – schöne, aber überholte Technik, die viel zum Aufbau unseres Wohlstands beigetragen hat.
Bei der Frage, wie umweltfreundlich ein Flug von Dänemark nach Berlin mit einem solchen Flugzeug ist, kommt es stark auf die Betrachtungsweise an.
Sieht man nur das Transport-Intervall, dann verbraucht die Aztec deutlich mehr Kraftstoff als eine Bahnfahrt und geringfügig mehr als eine Autofahrt.
Stellt man eine Gesamtbetrachtung inklusive Herstellungsaufwand an und berücksichtigt, dass das Alu der Aztec nur einmal, nämlich vor rund 50 Jahren, verhüttet wurde, während in der Zwischenzeit unzählige Autos für diese Transportaufgabe hergestellt und verschrottet wurden, sieht das Flugzeug auf einmal ziemlich gut aus. Und wenn Rohstoffverbrauch in die Betrachtung mit eingeht, brauchen wir ein modernes Elektrofahrzeug erst gar nicht zu berechnen.
Wendet man sich von der engen Energie- und CO2-Betrachtung ab und bezieht Faktoren wie Landschaftsverbrauch, Bauaufwand oder Flächenversiegelung mit ein, dann steht der Flieger noch besser da.
Wir sehen: Mit der Fragestellung bestimmt man maßgeblich die Antwort. Eine letzte Wahrheit nach dem Motto: Aztec – böse, Bahnfahrt – gut kann man ehrlicherweise nicht geben.
Zusammenfassend kann man festhalten: Mit dem Kolbenflugzeug durch Europa zu fliegen liegt in einer Gesamtbetrachtung der Umweltverträglichkeit völlig im Rahmen anderer üblicher Aktivitäten wie Autofahren, Reitsport, Wassersport, Bergwandern oder Tennisspielen.
Aber selbst wenn die Letzte Generation sich ein Minimum an Kenntnissen angeeignet hätte und zumindest einen Kolbenflieger von einer PC-12 und die von einem Jet hätte unterscheiden können, hätte man mit ziemlicher Sicherheit die Falschen getroffen.
Denn ein klassischer Jet, der auf dem Vorfeld in EDDB steht, ist mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Ambulanzflieger, der einen Patienten verlegt oder ein Organ vom Spender zum Empfänger bringt. Das geht aufgrund unserer Biologie halt nur zügig und da ist das Flugzeug oftmals der einzige Weg, um schlicht und einfach Leben zu retten.
Dass die ganze Kategorie vom „exzessiven Luxus der Superreichen“ aber auch für andere Bereiche der GA komplett am Thema vorbeigeht, zeigt die kurze Betrachtung eines Lesers, der seinen Jet für klassische Transportaufgaben im Unternehmen einsetzt.
Der Unternehmer transportiert keine wichtigen Ersatzteile und auch keine kranken Menschen. Er betreibt eine klassische Investmentfirma. Auch wenn es sich dem ökonomisch beschränkten Horizont der Klima-Marxisten nicht erschließt, er nimmt damit eine der wichtigsten Aufgaben in unserem Wirtschaftssystem war. Nämlich bei hohem eigenen Risiko sicherzustellen, dass Geld – viel Geld – richtig, also produktiv eingesetzt wird.
Im Beispiel geht es um die 100%-Beteiligung an dem weltweit führenden Hersteller einer kritischen, technologisch sehr anspruchsvollen Komponente von Motoren, die mit nachhaltigen Rohstoffen betrieben werden (Bio-Alkohol, Biogas usw.). Motoren mit dieser Komponente finden sich unter anderem in Nutzfahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs (aka Busse) und in dezentralen Stromversorgungen (Gensets) vor allem für den südamerikanischen Markt.
Das Unternehmen hatte Probleme in der Fertigung und Effizienz, die zeitkritisch waren und seine Existenz hätten bedrohen können. Der Investor hat dafür Sorge getragen, dass sie mit einem spezialisierten Beratungsingenieur, mit dem er schon oft zusammengearbeitet hat und von dem er wusste, dass er das binnen einiger Wochen oder Monate in den Griff bekommt, gelöst werden konnten.
Das Unternehmen sitzt am Ende der Welt, in Amal/Schweden. Dort ist es einer der größten (wenn nicht der größte) Arbeitgeber – viele Jobs gibt es in der Gegend nicht. Der Produktionsfachmann mit seiner Infrastruktur (Know-how, Datenauswertung, IT) sitzt in der Nähe von Paderborn. Der Investor in oder nahe München. Der Berater konnte das Mandat nur übernehmen, wenn er nicht ein bis zwei Reisetage zusätzlich zu jedem Arbeitstag vor Ort aufwenden musste, denn er hatte zwei andere große Projekte zu derselben Zeit und eigentlich keine Kapazität mehr frei. Und bei dem Unternehmen brannte die Hütte.
Ich weiß nicht, ob die Klima-Marxisten sich das vorstellen können. Viel Zeit in der Industrie oder in den Ingenieurwissenschaften haben sie ja augenscheinlich nicht verbracht. Aber so ist das nun mal im richtigen Leben. Es gibt Leute die können einfach etwas, das andere nicht können. Und es gibt Situationen, da braucht man genau diese Leute vor Ort.
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Quelle:
https://www.pilotundflugzeug.de/artikel/2023-06-06/Die_allerletzte_Generation