Mal als Eingangsstatement, die p.t. Kollegen mögen ergänzen/korrigieren: . .
In der legendären Jenny waren die aerodynamischen Steuerelemente, wie auch in den meisten gegenwärtigen Mustern, fix verbunden. Es ist sogar schon zu (teilweise suizidalen) Unfällen gekommen, weil einer zB gezogen, der andere gedrückt hat. Aber das soll nicht den Eindruck erwecken, diese Koppelung sei irgendwie gefährlich, Unfälle sind nur in extremen Ausnahmefällen passiert. Ansonsten ist das "Doppelsteuer" nicht nur für die Schulung ideal, weil der Schüler spüren kann, was der Lehrer macht, sondern auch bequem, wenn man einander ablöst. Das fast rituelle readback 'your control' - 'my control' begeistert schon jeden Schupperflieger, und erzeugt nicht selten 'goosebumps' wenn er oder sie zum ersten Mal das Ruder (oder den Stick) übertragen bekommt.
Es gibt Flugzeugmuster (zB die superbe Beech Bonanza in einigen Ausführungen), bei der das Steuerhorn tatsächlich von einer Seite zur anderen geschwenkt werden muss, um es von einem zum anderen Piloten übergeben zu können. Aber diese Ausführungen sind eher selten, Standard ist das Doppelsteuer.
Warum der Flight Instructor hinten sitzt, hat m.W. andere Gründe, denn nach vorne sieht man in praktisch allen Flugzeugen ziemlich miserabel:
Erstens sieht der FI von hinten aus ständig, was der Schüler vorne so treibt, und zweitens ist es Usus, dass man schon bei einem Alleinflug in einem Tandem-Zweisitzer, wie der Jenny, vom hinteren Sitz aus fliegt. Es gibt aber auch andere Prinzipien in modernerern Militär-Flugzeugen, wo zB der Waffenoffizier hinten sitzt. In erster Linie sitzt der 'Pilot in Command' in den alten Tandem-Sitzern wegen der besseren Schwerpunktlage, aber auch, weil die bessere Ausstattung mit Instrumenten praktisch immer (auch heute noch) im hinteren Cockpit ist, und man bei Ausfall eines wichtigen Instruments immer noch die vorne sehen kann.
LG Axel der Aerotekt
PS: Eine Tradition nach bestandener Flugprüfung ist es seit jeher, dass man dem Schüler brutal den Hemdkragen abschneidet (wurde später manchmal durch das Abschneiden der Kravatte ersetzt). Der Ursprung dieses Rituals kommt ebenfalls aus dem Setting: Schüler vorne, Lehrer hinten, weil es in den ohrenbetäubend lauten Cockpits - lange, bevor es Headsets und Intercoms gab - üblich war, dass der Lehrer den Schüler am Kragen gezupft hat, wenn er ihn auf was aufmerksam machen wollte. Und da ein frischgebackener Pilot das nicht mehr nötig hat, braucht er halt genausowenig mehr einen Hemdkragen ...